Krabben, Wattenmeer und Literatur

Etappe 40: Tönning - Husum 37 km

Für den Ruhetag in Tönning standen wir vor der Frage, was man bei solch tropischen Temperaturen überhaupt unternehmen könnte. Egal, wo man sich aufhält, viel zu heiß wäre es überall. Wir entschieden uns für einen kleinen Rundgang durch den Ort inklusive Besuch beim Fischer. Am Nachmittag hatten wir eine sehr schöne Zeit im Tönninger Haus des Nationalparks Wattenmeer. Heute führte uns unsere Tour dann weiter nach Husum, wo wir wirklich das Beste gemacht haben, was bei der drückenden Hitze möglich war.
Friedrich hat Spaß mit der ausgestellten Robbe im Haus des Nationalparks.
Die kleine Hafenstadt Tönning hatte für uns wirklich jede Menge zu bieten. Als wir am Vormittag entlang des Hafens spazierten, sahen wir das Geschäft einer Fischerei-Genossenschaft. Hier konnte man tatsächlich noch richtigen frischen Fisch und Krabben kaufen, die erst am frühen Morgen in der Nordsee gefangen wurden. Das ist insofern besonders, da durch die Überfischung der Meere und die Zunahme des Massentourismus an der Nordsee, die Fischerei kaum noch ein einträgliches Geschäft ist. Das ist auch der Grund, dass wenn es mal „frischen“ Fisch gibt, der von riesigen Hochseeflotten gefangen und tiefgekühlt transportiert wird. Selbst eine Fischbude direkt an der Nordsee  verkauft somit häufig keinen regionalen Fisch. Umso schöner, dass wir das Glück hatten, einen Laden mit frischem Fisch zu finden. Wir gönnten uns ein Brötchen mit echten Nordseekrabben, was ein absoluter Hochgenuss war!
Im Hafen von Tönning.
Am Nachmittag wollten wir uns dann das Haus des Nationalparks Wattenmeer anschauen. Es dient vor allem der Information und der Bildung rund ums Wattenmeer. Es gab jede Menge zu sehen und Friedrichs Highlight waren vor allem die vielen großen Aquarien mit all den Bewohnern, die in der Nordsee leben. Uns hat erstaunt, wie vielfältig, die Unterwasserwelt in der Nordsee ist. Selbst Hummer, Seepferdchen und einige Walarten sind hier heimisch. Beeindruckend war auch, ein riesiger Pottwal, der vor einigen Jahren an der dänischen Küste gestrandet war. Für die Ausstellung wurde um sein Skelett herum die Außenhülle rekonstruiert. Mit den 18 Metern Länge und 40 Tonnen Gewicht, die er zu Lebzeiten hatte, war es für uns ein ehrfurchterregender Anblick.
Badespaß in der Nordsee.
Da wir gestern bereits gemerkt hatten, wie früh am Tag es schon enorm heiß wurde, haben wir uns für die Fahrt nach Husum vorgenommen, möglichst früh zu starten und alle Kilometer vor dem Mittag geschafft zu haben. Da heute ein frischer Wind wehte, klappte das auch besser, als erwartet. Husum haben wir dann auch pünktlich erreicht und machten uns sogleich auf der Suche nach einem Badestrand. Hier wollten wir unsere Mittagspause verbringen, um der Hitze bestmöglich entfliehen zu können. Wir hatten Glück, denn die Gezeiten spielten uns in die Karten. So konnten wir Friedrich in sein Schlafzelt legen, damit er seinen Mittagsschlaf macht, während wir am Wasser entspannen konnten. So verbrachten wir ein paar schöne Stunden am Meer und als Friedrich wieder wach wurde, sind wir alle zusammen baden gegangen. Er fand es, wie schon beim letzten Mal, total super und hat konnte kaum an sich halten vor Freude.
Nach der Ankunft in Husum.
Nach unserer Mittagspause am Meer haben wir Husum erkundet. Der Schullektüre der Novelle „Der Schimmelreiter“ sei Dank, war mir Husum vor allem als Heimatstadt von Theodor Storm bekannt. Er scheint auch mit Abstand der berühmteste Sohn der Stadt zu sein. Neben dem genannten Schimmelreiter ist es vor allem der Roman „Effi Briest“, für den er bekannt ist. Hier tragen auch unzählige Dinge im Ort seinen Namen. Egal, ob Häuser, Straßen, Plätze oder Hotels, alles hier ist Storm. Unsere Jugendherberge ist passend dazu auch die Theodor Storm-Jugendherberge. Von ihm stammt auch die Bezeichnung „graue Stadt am Meer“ für seine Heimatstadt. Wir können das jedoch nicht bestätigen. Husum ist alles andere als grau mit einer wunderbar norddeutschen Innenstadt und seinem Hafen hat es jede Menge zu bieten. Auch das sonnige Wetter sorgte dafür, dass wir uns hier sehr wohlfühlen. Berühmt ist die Stadt auch für seine Krokusblüte. Jedes Jahr im März erblühen hier hunderttausende Krokusse und verwandeln die Stadt in ein einziges Blumenmeer. Deshalb finden wir, dass für Husum der Titel „bunte Stadt am Meer“ passender wäre. Einen gesamtdeutschen Rekord hält Husum übrigens auch. Es ist die windigste Stadt Deutschlands, was wir in jedem Fall bestätigen können!
Ein Wahrzeichen Husums - Der alte Wasserturm.
Den Abend heute werden wir mit dem Genuss der beeindruckendsten Mondfinsternis dieses Jahrhunderts verbringen. Erst im Jahr 2123 wird ein ähnliches Spektakel zu bewundern sein. Ab 21:30 Uhr sollte als jeder seinen Blick gen Himmel richten!

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