Etappe 36: Stade - Glückstadt 29 km
Nach einem erholsamen Ruhetag in Stade ging es heute für uns weiter. Früh am Morgen war gleich unser erstes Highlight, dass wir nach über 6 Wochen endlich auf die heimatliche Elbe getroffen sind.
Das zweite Highlight kam für uns kurz vor Mittag. Die Überfahrt über die Elbe von Wischhafen nach Glückstadt, unserem heutigen Zielort. Damit sind wir auch in Schleswig-Holstein angekommen. Zu
realisieren, dass wir tatsächlich schon so weit gekommen sind, fällt uns immmernoch schwer. Tag für Tag gelingt es aber ein Stückchen mehr und das Grinsen auf dem Gesicht wird zunehmend
breiter.

In der Altstadt von Stade.
Den Ruhetag in Stade haben wir gut zum Auftanken nutzen können. Wir sind noch einmal ganz entspannt durch die Innenstadt gezogen und haben uns die wirklich tolle historische Altstadt angeschaut.
Kleine Anekdote am Rande: Wir wollten mit Friedrich auf den knapp 60 Meter hohen Turm der Cosmae-Kirche steigen. Man wollte uns jedoch nicht durchlassen weil Friedrich, große Überaschung, noch
keine 8 Jahre alt ist. Dass Friedrich schon auf dem 170 Meter hohen Ulmer Münster und somit dem höchsten Kirchturm der Welt war, konnte den Paragraphenreiter des kleinen Stader Türmchens auch
nicht beeindrucken. So mussten wir unverrichteter Dinge von dannen ziehen, konnten das Ganze aber mit reichlich Humor wegen dieses kuriosen Gegensatzes nehmen.

Endlich - Wir haben die Elbe erreicht!
Heute ging es früh am Morgen weiter. Wir wollten zeitig unterwegs sein, da das Sperrwerk der Süderelbe bei Wischhafen nur bis 12 Uhr passierbar ist. Würden wir später kommen, müssten wir knapp 20
Kilometer Umweg fahren. Außerdem wussten wir nicht, wann genau wir es auf eine der Fähren schaffen würden, die uns hinüber nach Glückstadt bringt. Ein Segen für uns war es, dass wir direkt ab
Stade auf den wunderbar ausgeschilderten und ausgebauten Elbe-Radweg fahren konnten. Hier fuhr es sich durch die Marsch-Wiesen direkt hinterm Deich fast wie von selbst. Wir wussten, dass wir nach
einigen Kilometern auf die Elbe treffen würden, wann genau es so weit wäre, wussten wir nicht. Da wir immer am Deich fuhren, wurden wir schon misstrauisch, ob nicht die große Elbe direkt dahinter
sein könnte. Mehrmals machten wir uns die Mühe und arbeiteten uns die Anstiege auf den Deich hoch und jedes Mal wurde unsere Vorfreude enttäuscht. Wieder nur flache Wiesen, soweit das Auge
reicht. Nach unzähligen Anstiegen ging es dann mal wieder nach oben. Vorfreude verspürten wir schon keine mehr, als sie plötzlich über der Deichkrone auftauchte: Die Elbe! Das Gefühl, endlich
unseren heimatlichen Fluss erreicht zu haben, war einfach überragend. Wir hielten eine Weile inne und schauten den „dicken Pötten“, wie die Containerschiffe auch genannt werden, bei ihrer Fahrt
zu. Kam uns der Fluss zu Hause in Magdeburg schon groß vor, war er hier, so nah an seiner Mündung, wirklich riesig.

Auf der Elbe zwischen Wischhafen und Glückstadt - Die Frisur sitzt.
Dass wir endlich die Elbe erreicht hatten, gab uns einen riesigen Energie-Schub. So flogen wir förmlich die letzten Kilometer bis zum Fähranleger in Wischhafen, lediglich gebremst von den ganzen
Viehrosten, die es immer wieder zu passieren galt. Die Zielzeit für das Sperrwerk schaffen wir dadurch auch locker. Aus der Ferne konnten wir schon die lange Auto-Schlange an der Fähre erkennen.
Wir fühlten uns an die ständigen Ansagen im Radio erinnert, dass man an der Fähre nach Glückstadt wieder mal mehrere Stunden Wartezeit mitbringen müsste. Nun waren wir tatsächlich selbst hier und
konnten, nicht ohne einige Male amüsiert zu den schon lange wartenden Autofahrern zu schauen, an der ganzen Schlange vorbei bis nach ganz vorne rollen. Wie es der Zufall so wollte, war ein Schiff
soeben entladen worden und wir konnten, ohne überhaupt absteigen zu müssen, direkt auf die Fähre fahren. Natürlich holten wir Friedrich für seine erste Schifffahrt überhaupt aus seinem Anhänger
raus. Für ihn war das ziemlich aufregend und er schien gar nicht zu wissen, wo er zuerst hingucken sollte. Die Elbe ist an dieser Stelle schon einige Kilometer breit und man kann stellenweise das
Gefühl haben, dass man schon auf dem offenen Meer wäre. Die halbe Stunde Überfahrt verging, wie im Flug und in Glückstadt angekommen, waren wir natürlich auch die ersten, die die Fähre verlassen
durften.

Auf Tour durch Glückstadt. Im Hintergrund unsere Jugendherberge.
Da alles viel besser lief, als wir es erwartet hatten, waren wir noch vor 12 Uhr an unserem Ziel, der Jugendherberge in Glückstadt. Da unser Zimmer noch nicht fertig waren, kochten wir uns
draußen unser Mittag und spielten mit Friedrich auf dem Spielplatz. Nach seinem Mittagsschlaf machten wir uns auf, den Ort ein wenig zu erkunden. Dass der Ort, der erst im 17. Jahrhundert
entstanden ist, am Reißbrett entworfen wurde, fällt sofort ins Auge. Der Martkplatz, als zentraler Punkt, ist ein großes Sechseck. Alle Straßen gehen von hier, wie Sonnenstrahlen, nach außen weg.
Außerdem ist Glückstadt überregional für seinen Matjes bekannt. Seit über 100 Jahren ist es die Fisch-Spezialität, an der man hier kaum vorbeikommt. Da wir das erst erfahren haben, als wir schon
ein Eis in der Hand hatten, schien uns die Kombination mit Fisch doch etwas zu wild. Unsere Jugendherberge hat mal wieder eine fantastische Lage. Sie liegt direkt am Hafen und glücklicherweise
haben wir sogar ein Zimmer mit Hafen-Blick bekommen.

Der Hafen von Glückstadt.
Aktuell gestaltet es sich sehr schwierig, geeignete Unterkünfte zu bekommen. Die Dichte der möglichen Unterkünfte hat von Süd nach Nord spürbar nachgelassen und nicht zuletzt sind wir jetzt mitten in
den Sommerferien. Außerdem gibt es an der Nordsee viel mehr Ferienwohnungen, als Pensionen. Auch das ist für uns meist ungünstig, da wir auf Pensionen mit Frühstück angewiesen sind. So mussten wir
die Etappen für die nächsten Tage teils deutlich abändern, um überhaupt irgendwo eine Unterkunft bekommen zu können. Eine gute Nachricht haben wir aber heute erhalten. Wir haben tatsächlich auf Sylt
noch eine Unterkunft bekommen und werden voraussichtlich in einer Woche auf der Insel ankommen.

Sonnenuntergang an der Elbe.
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