Etappe 34: Wallhöfen - Bremervörde 40 km
Heute haben wir einen Rekord für die meisten gefahrenen Kilometer am Vormittag aufgestellt. Wir haben nämlich die kompletten 40 Kilometer bis zum Mittag geschafft. Es war absolut nicht geplant und
wir sind damit durchaus ein Risiko eingegangen. Letztlich hat es aber wunderbar funktioniert und es ist toll, den gesamten Nachmittag dafür nutzen zu können, unseren Etappenort Bremervörde zu
erkunden.

Am Oste-Hamme-Kanal.
Wir hatten eine bange Vorahnung, dass der heutige Tag auf dem Teufelsmoor-Radweg ähnlich chaotisch verlaufen würde, wie bereits gestern. Auch, wenn die Beschilderung genauso unterirdisch war,
haben wir mittlerweile gelernt, damit umzugehen. Wir haben uns auf der Karte nicht nur angeschaut, wann der nächste Abzweig kommt, sondern vorausschauend auch die nächsten drei Abzweige
eingeprägt. So konnten wir unsere grauen Zellen auf Trab halten und mussten nicht andauern anhalten. Der Weg verlief heute hauptsächlich auf ruhigen Landstraßen. Radwege wären uns zwar lieber
gewesen, jedoch hatten wir so auch die Möglichkeit, ohne größere Probleme vorwärts zu kommen. Durch die weitläufigen Wiesen des Teufelsmoores ging es vorbei an winzigen Orten, die meistens nur
aus einem einzigen Hof bestanden. Entlang des Weges sahen wir selten Menschen, dafür umso mehr Kühe. Wir fuhren lange Zeit an künstlich angelegte Wasserwegen, die in vergangenen Zeiten für den
Abbau und Transport des Torfs aus dem Moor genutzt wurden. Hier und da konnten wir auch noch einige alte Torfkähne erblicken, die heute aber nur noch Touristen transportieren.

Die Windmühle „Sabine“.
Ein äußerst beklemmendes Gefühl war es, das „Stammlager X B“ bei Sandbostel zu erblicken. Es war zur Zeit des Nationalsozialismus ein Kriegsgefanenenlager und ist das einzige Lager auf deutschem
Boden, deren Gebäude sich noch weitestgehend im Originalzustand befinden. Für uns war es kaum vorstellbar, dass zwischen 1939 und 1945 mehr als eine Million Kriegsgefangener hier unter
unmenschlichen und völkerrechtswidrigen Bedingungen inhaftiert waren. Zu mehr, als schweigend in den Lagerkomplex zu blicken und sich die Dimension des hier erlittenen Leids vor Augen zu führen,
waren auch wir nicht in der Lage. Insbesondere im Angesicht der aktuellen politischen Entwicklungen, die seit einigen Jahren ihren bedenklichen Lauf nehmen, kann man nur jedem raten, ein solches
Lager zumindest ein Mal im Leben besichtigt zu haben.

Die Baracken des Strafgefangenenlager bei Sandbostel.
An einem durchschnittlichen Fahrtag fahren wir meistens bis 11 Uhr und machen dann eine Mittagspause bis 13 Uhr. Heute standen wir um 11 Uhr vor der Entscheidung, ob wir, im Angesicht von nur
noch 15 zu fahrenden Kilomtern, weiter fahren oder Pause machen. Wir entschieden uns dafür, weiterzufahren, da Friedrich vergnügt in seinem Anhänger saß und sich ganz wohl zu fühlen schien.
Dennoch war das Ganze nicht ohne Risiko. Würden die letzten Kilometer länger dauern, als erwartet oder Friedrich plötzlich keine Lust mehr haben, müssten wir kurz vor dem Ziel anhalten und auch
der Rest der Tagesplanung wäre vollkommen dahin. Wir hatten großes Glück, denn Friedrich war unheimlich geduldig und auch wir waren gut unterwegs. So kamen wir kurz nach 12 in Bremervörde an
unserer Unterkunft, dem Ostel, an. Benannt ist es nach dem Flüsschen Oste, das durch Bremervörde fließt. Doppeltes Glück hatten wir, weil wir sogar noch Mittagessen für uns und Friedrich bekamen.
So ersparten wir uns den langwierigen Aufbau des Kochers und Friedrich musste nicht hungrig auf sein Essen warten. Damit haben wir uns einige Mühen erspart und konnten währendes Friedrich‘s
Mittagsschlaf ein wenig entspannen.

Das Torfstecher-Denkmal in Bremervörde.
Den Nachmittag konnten wir dann für einen Ausflug in die Innenstadt von Bremervörde nutzen. Da es nur ein kleines Städtchen ist, gab es nicht übermäßig viel zu sehen. Wilhelm Busch sagte aber
einmal über Bremervörde: „Schön ist‘s auf der ganzen Erde, am schönsten doch in Bremervörde“. Das können wir auf jeden Fall so stehen lassen, auch wenn wir sicherlich nicht alle Highlights
gesehen haben. Nachdem wir die notwendigen Einkäufe erledigt hatten, gab es das obligatorische Eis am Zielort und wir machten uns auf zum Vörder See. Es ist eine wunderbare Oase direkt am
Rand des Ortes. Hier planschten wir noch ein wenig zusammen mit Friedrich, bevor wir uns auf den Rückweg in unsere Herberge machten.

Am Vörder See in Bremervörde.
Das Ostel ähnelt einer Jugendherberge und ist so in seiner Art in Deutschland einmalig. Die Stadt Bremervöde und die Lebenshilfe haben sich zusammengeschlossen und das Ostel eröffnet. Die Hälfte der
hier Angestellten haben eine Beeinträchtigung und die Stadt versucht damit auf eine tolle Art den Gedanken der Inklusion umzusetzen. Wir werden morgen eine kurze Etappe bis Stade fahren, wo wir
uns mit Bea‘s Schwester und ihren Kindern treffen werden. Endlich haben wir dann auch den Elbe-Radweg erreicht. Wir freuen uns schon auf das Gefühl, für die nächsten Etappen an unserem heimatlichen
Fluss radeln zu können. Bevor es aber weitergeht, werden wir in Stade einen Ruhetag einlegen. Unsere Körper werden es uns danken und nicht zuletzt sind Stade und das Alte Land auch wunderbare Orte,
an denen man seine Zeit verbringen kann.
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Margret (Donnerstag, 19 Juli 2018 21:33)
Ich wünsche euch einen schönen Tag in Stade. Schön, dass heute alles so gut geklappt hat.
CHRISTOPH (Donnerstag, 19 Juli 2018 21:38)
Hallo Margret, vielen Dank für die Wünsche. Falls du Tips für Stade hast, lass es uns wissen! Beste Grüße aus Bremervörde.
Margret (Freitag, 20 Juli 2018 09:21)
Nein, tut mir Leid. Da kann ich euch keine Tips geben. Ich bin vor einigen Jahren mal mit dem Fahrrad an der Elbe Richtung Stade gefahren. Wir hatten irgendwo hinter Hamburg das Auto geparkt und sind dann auf die Räder umgestiegen, haben uns in Stade aber nicht lange aufgehalten.
CHRISTOPH (Freitag, 20 Juli 2018 21:10)
Das ist kein Problem. Dann machen wir das, was wir immer machen und erkunden die Stadt auf blauen Dunst!
Julia & Henrik (Sonntag, 22 Juli 2018 16:30)
Gute Erholung und weiter so ;)