Etappe 30: Wunstorf - Nienburg/ weser
Wir sollten heute einen wunderbaren Sommertag bekommen, der fast schon zu schade zum Radfahren gewesen wäre. Geboten bekamen wir auf unserer Fahrt aber jede Menge Abwechslung. Den Vormittag haben
wir, wie geplant, mit meinen Eltern in Steinhude verbracht. Die Fahrt nach Nienburg führte entlang des Steinhuder Meeres durch wunderschön Moorlandschaften. Leider haben wir uns bei der Einschätzung,
wieviele Kilometer es heute werden würden, etwas vertan. So mussten wir wieder mal ein wenig umplanen, da auch Friedrich so viel Fahrt am Stück nicht mitmachen möchte.

Bea vor der Mühle „Paula“.
Nachdem wir gefrühstückt hatten, sind wir nach Steinnhude gefahren. Wir nutzten den Luxus, ein Gepäcktaxi dabeizuhaben und konnten komplett ohne Taschen radeln. Uns kam es so vor, als würden wir
auf den schnellsten Rennrädern der Welt sitzen, so sehr haben wir es genossen. Friedrich ist selbstverständlich bei uns im Anhänger mitgekommen, da eine Mitfahrt im Auto Schummelei gewesen wäre.
Bei der Einfahrt in den Ort sind wir an der wunderbar erhaltenen Mühle „Paula“ vorbeigekommen. Für uns ist eine Mühle generell ein äußerst seltener Anblick. Eingebettet in den Ort mit seinen
Backsteinhäusern hatten wir zum ersten Mal das Gefühl, schon richtig in Norddeutschland zu sein. Und wüssten wir es nicht besser, könnte Steinhude mit seinen vielen Fischern, Uferpromenaden und
Segelbooten auch schon am Meer liegen. Wir hatten auch noch das Glück, das im Ort ein Schützenumzug durch die Straßen zog. Wir stellten uns daneben und Friedrichs Augen leuchteten, bei all den
tollen Dingen, die da an ihm vorbeizogen. Der Höhepunkt war, als er von einem Wagen einen Ball heruntergeworfen bekam.

Storchenfamilie in Steinhude.
Als wir hungrig wurden, setzten wir uns in ein schönes Fisch-Restaurant direkt am Wasser. Hier trafen wir uns noch mit Onkel und Tante, die wir sonst selten sehen, die hier aber ganz in der Nähe
wohnten. An so einer großen Tafel im Fischerort Steinhude und direkt am Meer, bestellten wir natürlich Fisch. Bea bekam Scholle und ich habe mich an Labskaus heran gewagt. Es sieht ungefähr so
unappetitlich aus, wie es heißt, schmeckte zu meiner Überraschung aber hervorragend. Es ist immer wieder schön, wie unsere Tour auch unseren Horizont für Spezialitäten der deutschen Küche
erweitert.

Beim Schützenumzug. Friedrich hat gerade seinen Ball geschenkt bekommen.
Nachdem wir uns leider viel zu früh von allen verabschieden mussten, saßen wir in der prallen Mittagssonne wieder auf unseren Rädern. Durch viele Viehweiden ging es zu Beginn entlang des Radweges
am Ufer. Was dann folgte, war einer der landschaftlich schönsten Teilstücke unserer Tour. Wir fuhren durchs Moor! Am Ostufer des Steinhuder Meeres beginnt das Tote Moor. Die Landschaft veränderte
sich auf einen Schlag komplett. Wo vorher Viehweiden waren, fuhren wir jetzt auf schmalen Pfaden durch einen Urwald aus ganz vielen Birken, Eichen und ganz hohem Farn. In der Hitze fuhr es sich
dabei wunderbar, weil die Bäume uns großzügigen Schatten spendeten. Als wir den dichten Wald verließen, sahen wir das, wofür Moore auch bekannt sind: Torf! Wir fuhren entlang eines riesigen
Abbaugebietes. Dort wurde Torf zum Trocknen gestapelt, soweit das Auge reichte. Früher wurde er vor allem als Brennstoff genutzt, weil er die erste Stufe im Prozess der Entstehung von Kohle ist.
Der großflächige Abbau geht aber langsam seinem Ende zu, da man gemerkt hat, was man der Natur damit antut. Die einmalige Landschaft der Moore und Torfschichten, die Jahrtausende für ihre
Entstehung gebraucht haben, wurden damit unwiderruflich zerstört.

Fahrt durch die Wälder des Toten Moores.
In der Planung für unsere heutige Etappe sagte das Navi, dass es 32 Kilometer werden würden. Da es ein Verbindungsstück von der Leine zur Weser war, hatten wir keine Radkarten zur Überprüfung.
Tatsächlich waren es nämlich 45 Kilometer. Das wurde problematisch, da wir dadurch nicht unseren gewohnten Rhythmus halten konnten und Friedrich irgendwann verständlicherweise keine Lust mehr
hatte. Da unsere oberste Devise ist, dass unsere Tour nicht zu Friedrichs Lasten gehen soll, hielten wir auf einem Spielplatz und machten ein Kaffeepause, während Friedrich spielen konnte. Das
letzte Mal ist uns das im Allgäu passiert, dass wir unplanmäßig noch eine weitere Pause einlegen mussten. Man sieht also, dass wir zwar schon vieles gelernt haben und gut trainiert sind, wir
deshalb aber noch lange nicht davor gefeit sind, dass etwas unerwartetes uns überrascht.

Gestochener Torf so weit das Auge reicht.
In Nienburg angekommen sind wir aber trotzdem. Und das in einer der tollsten Unterkünfte, in denen wir bisher waren. Das „Frauenzimmer“, wie die Pension heißt, ist für uns eine Unterkunft, in der wir
das Gefühl haben, zu Hause zu sein. In der kurzen Zeit, in der wir hier sind, haben wir schon so viel Herzlichkeit erfahren. Friedrich bekam zur Begrüßung frische Blaubeeren. Als wir rausgehen
wollten, standen dann zwei Stück Kuchen vor unserer Tür. Im Garten des Hause konnten wir unser Abendbrot wie bei einem sommerlichen Picknick essen. Kurzum: Wir fühlen uns pudelwohl hier! Wir werden
deshalb bestimmt wunderbar schlafen. Das brauchen wir auch, denn morgen steht eine Ü50-Etappe entlang der Weser bis nach Verden an.
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Margret (Montag, 16 Juli 2018 07:31)
Ich wünsche euch für die Ü50-Etappe viel Glück und dass Friedrich gut durchhält.
Vielen Dank für eure tollen Berichte.
CHRISTOPH (Montag, 16 Juli 2018 07:39)
Guten Morgen Margret, danke für dein Lob und deine Wünsche! Wir werden heute Abend berichten, wie es lief. Jetzt gibt's erstmal Frühstück! ;-)
Anja (Montag, 16 Juli 2018 12:43)
Viele Grüße aus dem, dieses Jahr, sehr heißen und trockenen Schweden.
Auch im Urlaub lassen wir es uns es nicht nehmen euren tollen Blog zu lesen!
Gute Weiterfahrt! Stefan, Anja und Kinder
CHRISTOPH (Montag, 16 Juli 2018 17:48)
Hi Anja, vielen Dank für deine Grüße. Schön, dass Ihr unserem Blog treu seid. Da wird Euer nächster Urlaub doch sicherlich auch eine Radreise werden, oder? Wir stehen Euch dann mit Rat und Tat zur Seite. ;-) Schickt uns doch ruhig auch mal ein Bild aus Schweden. Beste Grüße zurück aus Verden!