Etappe 22: Melsungen - Kassel 44 km
Nachdem wir uns gestern noch einen tollen Abend im Waldschwimmbad gemacht haben, ging es heute gut erholt an die Weiterfahrt. Unser Ziel war Kassel, knapp 40 km weiter entlang der Fulda. Da es wieder
ein heißer Tag werden sollte, machten wir uns daran, möglichst früh aufzubrechen. Unsere Herberge in Melsungen lag zwar oben auf dem Berg, war dafür aber unschlagbar preiswert. Nach fast 4 Wochen
können wir uns inzwischen auch ein gutes Bild über die Gastkultur in deutschen Pensionen und Herbergen machen. Es gibt grob 2 Typen Gastgeber: Die Einen, die es aus Passion oder als Hobby betreiben
und die Anderen, die es lediglich als Lebensunterhalt betrachten. Zum Glück sind wir wesentlich häufiger mit dem ersten Typ in Kontakt gekommen. Allein unsere gestrige Gastgeberin war eine rüstige
Renterin Mitte 80, die ihre Pension mit ganz viel Herzblut betreibt. An solchen Orten kommt man immer ins Gespräch und fühlt sich willkommen.

Das Rathaus in Melsungen.
Bevor wir auf den Radweg einbogen, belohnten wir uns für unsere gestrigen Mühen mit der Abfahrt hinunter in die Stadt. Hier wollten wir noch einmal einen Blick in die historische Altstadt
Melsungens werfen. Der Ort hat das Glück, über einen großen Bestand an Fachwerkhäusern zu verfügen. Insbesondere der kleine Martkplatz war ringsherum mit Fachwerkbauten gesäumt. Das Prachtstück
jedoch stand mitten auf dem Marktplatz: Das Rathaus von Melsungen. Ein prachtvoller, knapp 500 Jahre alter Fachwerkbau. Uns fielen gleich mehrere Besonderheiten auf. Zum einen war es freistehend,
was für mittelalterliche Innenstädte äußerst ungewöhnlich ist. Was wirklich sofort ins Auge fällt ist, dass ein Stockwerk immer ein kleines Stück über das darunter liegende herausragt. So kommt
es zu der kuriosen Situation, dass die Grundfläche der jeweiligen Etagen nach oben hin größer wird.

Die „Bartenwetzer-Brücke“ in Melsungen.
Erstaunt darüber, was man vor 500 Jahren schon für architektonische Meisterleistungen vollbracht hat, traten wir in die Pedale, um möglichst viel Strecke in den „kühlen“ Stunden des Vormittags
machen zu können. Außerdem war unser Ziel, die berühmten Wasserspiele im Weltkulturerbe „Kasseler Bergpark“ anzuschauen. Da die jedoch schon um 14:30 Uhr starteten, war unser Vorhaben recht
sportlich. Dennoch kamen wir gut voran und nach der Mittagspause hatten wir nur noch knapp 15 km vor uns. Wer aber die Kasseler Berge von der Autobahn kennt, der wird in etwa erahnen können, was
uns noch bevorstand. Mehr schlecht als recht, schleppten wir uns satt gegessen und bei Hitze über die Hügel entlang der Fulda.

Unterwegs entlang der Fulda.
In Kassel angekommen, mussten wir unseren Plan, die Wasserspiele sehen zu können, endgültig begraben. Auch, wenn die Jugendherberge auf der Karte recht nah an unserem Weg zu liegen schien, lag
sie, wie gefühlt all unsere Unterkünfte, oben auf dem Berg. In der Stadt staute sich die Hitze regelrecht, sodass es hier noch ein paar Grad wärmer wurde, als vorher schon. Als wir endlich an der
Jugendherberge ankamen, waren wir nur noch platt und froh, unser Zimmer beziehen zu können.

So sieht unsere typische Mittagspause aus.
Wir waren ziemlich geknickt, dass wir so etwas einmaliges, wie die Wasserspiele nicht sehen konnten, es hätte unter den Umständen jedoch kaum einen Sinn gemacht. So haben wir es heute bei einem
kleinen Spaziergang durch Kassel belassen. Dabei war schon gut zu sehen, dass Kassel alle 5 Jahre mit der „documenta“, der bedeutendsten Ausstellung für zeitgenössische Kunst, zur weltweiten
Kunsthauptstadt wird. Zum Trost wollen wir uns morgen Vormittag auch ohne Wasserspiele den Bergpark anschauen. Der Titel Weltkulturerbe lässt schon erahnen, dass dort einiges geboten wird. Mit der
morgigen Etappe werden wir uns auch aus Hessen verabschieden, denn unser Ziel Hann. Münden, liegt bereits in Niedersachsen.

Das „Dessert“ nach dem Brei - Eine ganze Banane.
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