Etappe 11: Nördlingen - Dinkelsbühl 46 km
Zu des Radlers meist unbeliebten Begleitern „Hitze“ und „fieser Anstieg“ gesellte sich auf unserer heutigen Etappe noch „gemeiner Gegenwind“. Wir hatten gehofft, dass wir uns das bis zu unseren
Etappen an der Nordsee aufsparen könnten, wir mussten uns dem Wind dann aber doch schon heute stellen. Durch eine Unkonzentriertheit haben wir uns dann auch noch verfahren. Zwar nur 1,5 km, die
gingen jedoch natürlich steil bergauf.

Friedrich grüßt die vorbeifahrenden LKWs
Bereits zu Beginn zeichnete sich ab, dass es heute noch bergiger werden sollte, als gestern schon. Insgesamt wurde es sogar die Etappe, mit den bislang meisten Höhenmetern. So gut es sich
mittlerweile mit Gepäck und Anhänger im Flachen rollt, so erschöpfend ist immer noch jeder kleine Anstieg mit den knapp 50 Kilo Zusatzgewicht. Der teils sehr kräftige Wind sorgte dann zumeist
dafür, dass man sich mit weniger als 5 km/h den Berg hoch arbeitete. Weil wir dadurch schnell erschöpft waren, ging uns die Fähigkeit, die schöne Landschaft zu genießen ein wenig verloren. Wir
wollten unter den Bedingungen nur möglichst schnell unser Ziel in Dinkelsbühl erreichen.

Einfahrt durch das Stadttor in die Altstadt von Dinkelsbühl.
Unsere Mittagspause verbrachten wir am bislang unschönsten Rastplatz, auf einer Wiese mitten an einer vielbefahrenen Hauptstraße. Leider fand sich nichts besseres. Nach Erwachsenen-Maßstäben war
es wirklich ein furchtbarer Rastplatz, jedoch zeigte sich schnell, dass Friedrich seine helle Freude an diesem Platz hatte. Da ständig irgendein Fahrzeug vorbeifuhr, gab es immer was zu gucken,
was ihn sehr freute. Aktuell entdeckt er auch noch das Winken für sich. Dabei unterscheidet er zwar noch nicht, ob er einer Person winkt oder der Hauswand vor ihm, den vorbeifahrenden LKWs
zu winken, war für ihn das Größte. Und so war der für uns langweilige Rastplatz unerwartet entspannend, weil Friedrich gut beschäftigt war.

In der Altstadt von Dinkelsbühl.
Der zweite Teil der Etappe meinte es dann besser mit uns und verschonte uns mit größeren Anstiegen. So kamen wir doch vergleichsweise schnell in Dinkelsbühl an und das sollte ein großes Glück für
uns sein. Die Stadt ist der bislang schönste Ort, an dem wir auf unserer Tour gewesen sind. Die komplett erhaltene historische Innenstadt strahlte eine fast schon bezaubernde Pracht und
Ehrwürdigkeit aus. Wähnten wir uns schon an den vergangenen Tagen, wie im Bilderbuch, Dinkelsbühl toppt bislang alles. Hier scheint es außerdem strenge Auflagen für die Geschäfte in der
Innenstadt zu geben. Wo bei uns überall Fähnchen und riesige Leuchtreklame an den Geschäften prangt, steht hier der Name des Geschäfts in altdeutscher Schrift an der Hauswand. Wenn es davon mal
eine Abweichung gab, dann mussten es schon große gusseiserne Schilder in historischem Design sein. Es gab keine Ausnahme, egal ob es sich um Bäcker, Schuhgeschäft, Friseur oder eine große Bank
handelt. So hatte die Stadt ein wunderbar rundes und einheitliches Erscheinungsbild, in dem man sich nur wohlfühlen konnte. Da kann sich so manche, baulich verschandelte und mit Leuchtreklame
überfüllte deutsche Innenstadt, mal eine kräftige Scheibe abschneiden.
So war der Name „romantische Straße“ hier noch zutreffender, als an den Orten zuvor. Wer seiner Herzensdame hier einen Heiratsantrag machen möchte, kann getrost an jeder Straßenecke auf die Knie
gehen, das Ambiente wäre immer das Richtige.

Unterwegs entlang der Stadtmauer von Dinkelsbühl.
Unsere Unterkunft ist ebenfalls die Schönste, in der wir bislang waren. Eine Jugendherberge in einem ehemaligen Kornspeicher, mitten in der Dinkelsbühler Innenstadt. Die Kombination aus
historischer Fassade und moderner Einrichtung ist wirklich sehenswert. Innen gibt es ganz viel Fachwerk, da kann man sich einfach nur wohlfühlen.

Unsere historische Unterkunft - Die Jugendherberge Dinkelsbühl.
Morgen steht mit über 50 km noch einmal eine Mammut-Etappe auf dem Plan. Unser Ziel ist Rothenburg ob der Tauber, der touristische Hotspot der romantischen Straße. Wir merken, dass wir nach fast 10
kräftezehrenden Rad-Tagen in Folge eine Pause und Erholung brauchen. Wir werden deshalb in Rothenburg einen Ruhetag einlegen. Den haben wir uns dann nach über 450 km auch redlich verdient!
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Anja (Freitag, 22 Juni 2018 14:45)
Wow- da habt ihr schon ordentlich Kilometer geschafft. Toll zu hören, dass es auch Friedrich so super gefällt. Weiterhin viel Spaß und Durchhaltevermögen! Gute Besserung für Bea.
Anna (Freitag, 22 Juni 2018 19:58)
Ich schaue alle paar Tage mal bei Euch rein, lese immer gespannt die letzten Blog-Einträge und bin echt begeistert. Weiterhin frohes Radeln!!