Etappe 2: Einödsbach - Oberstdorf 13 km
Nachdem wir gestern den Aufstieg zum Haldenwanger Eck geschafft hatten, stand heute wieder die nervenaufreibende Suche nach unseren Fahrrädern auf dem Plan. Den minimalen und ständig unterbrochenen Empfang haben wir gleich am Morgen dazu genutzt, die Sendungsverfolgung zu aktualisieren. Getan hat sich natürlich gar nichts und unsere Räder sind irgendwo im nirgendwo.
Die neuerliche Erkenntnis, dass es am Wichtigsten für unsere Tour fehlt, hat uns ziemlich deprimiert und so fiel es uns auch schwer, einen Alternativplan für den Tag zu schmieden. Nach langer Überlegung haben wir uns dazu entschlossen, nach Oberstdorf abzusteigen und dort in der Jugendherberge zu übernachten. Auch, wenn wir ohne Räder unterwegs sein würden, die Richtung stimmt immerhin. Den Fahrradanhänger mussten wir mit 5 Packtaschen und knapp 70 Kilo massiv überladen. Und so setzte sich unsere Karawane bergab Richtung Oberstdorf in Bewegung.

70 Kilo Gepäck im Anhänger
Die Gehzeit nutzten wir für einen erneuten Anruf bei der Hermes-Gepäck-Hotline, die natürlich kostenpflichtig war - Logisch, dass
ich auch noch für die Hotline zahle, wenn Hermes meine Fahrräder verschlampt. Nachdem wir Hermes somit noch mehrmals einen schönen Zusatzverdienst bescherten, wurden wir immer wütender. Unter den
immergleichen Antworten, die wir bekamen waren goldene Callcenter-Klassiker, wie: „Also da kann ich jetzt leider auch nichts machen“ oder „Da müssen Sie sich bitte an Abteilung XY wenden.“. Wenn
man Abteilung XY dann anruft: „Dafür sind wir leider nicht zuständig.“.
Nachdem der schon 4 mal versprochene Rückruf zum vierten Mal ausblieb, entschlossen wir uns zu einer radikaleren Planung: Anwalt, Verbraucherzentrale und Polizei. Da ein Gewitter aufzog, wollten wir damit warten, bis wir Oberstdorf erreicht hatten. Im Sauseschritt haben wir den 70 Kilo-Anhänger nach Oberstdorf geschoben. An der Jugendherberge angekommen nutzten wir die Wartezeit, um nochmal den Sendungsstatus zu checken. Wir fielen beinahe in Ohnmacht, als da stand: „Die Sendung wurde erfolgreich zugestellt“. Sollte es wirklich sein, dass die Odyssee so plötzlich ein Ende hat? Ein Anruf beim Taxi-Unternehmen, an die die Räder zugestellt werden sollten ergab, dass da tatsächlich zwei Fahrräder angekommen sind. Sie waren sogar blau und rot, genau wie unsere Räder. Nachdem die Bikes dann zu uns gebracht wurden, stellten wir fest, dass es wirklich unsere Fahrräder waren.
Natürlich hat Hermes auf die vereinbarte und zusätzlich gebuchte Transportverpackung verzichtet, sodass die Fahrräder mit erheblichen Schäden ankamen. Scheinbar haben wir noch nicht genug Geld in die Hotline-Kasse gespült, damit entweder eine Transportverpackung oder ein kompetenter Mitarbeiter bezahlt werden könnten. Das Fazit unseres Fahrradversands mit Hermes lautet: 63 Euro plus 10 Euro Hotline-Gebühren für eine um 4 Tage verspätete Zustellung und erhebliche Mehrkosten durch Zusatzübernachtungen. Die Beschädigung der Räder und der Hotline-Frust sind natürlich im Preis eingeschlossen.
Ach ja, nebenbei waren wir im landschaftlich wunderschönen Allgäu unterwegs und sind an vielen Almen, Kuhweiden, dem Freibergsee und der beeindruckenden Oberstdorfer Skiflugschanze vorbeigekommen. Eine wunderbare Umgebung, um wütend zu sein!

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